Wenn das Problem nicht in uns selbst, sondern im System liegt

Wenn das Problem nicht in uns selbst, sondern in der Familiengeschichte begründet ist, kann dies zu familiären, beruflichen oder gesundheitlichen Problemen führen bis hin zum Wunsch, selbst nicht mehr leben zu wollen. Und das auch, wenn wir diese Menschen nicht kennen und wenn sie vielleicht schon längere Zeit nicht mehr am Leben sind.

Schwere Schicksale, wie der Verlust der Heimat, eines Partners, Kindes oder Geschwisters durch Krankheit, Unfall, Suizid, Mord oder Krieg, Adoptionen, Abtreibungen, Früh- und Fehlgeburten, schwere Behinderungen, Trennungen, schwere Schuld, Missbrauch und Gewalt können sich auf die anderen Familienmitglieder auswirken.

Diese Auswirkungen entstehen aus unbewusster Bindung und Liebe. Es sind Seelenbewegungen. Wir können diese Seelenbewegungen nicht sehen, wir können sie nur an ihren Wirkungen erkennen. Diese Seelenbewegungen zu erkennen und ihnen zu ermöglichen, dass sie sich zu einem guten heilsamen Ende vollziehen können, ist das Geschenk der Aufstellungsarbeit.

Was ist eine Systemaufstellung?

Das „Systeme Stellen“ oder die Systemaufstellung ist ein Begriff, der verschiedene Aufstellungswege und Aufstellungsansätze zusammenfasst. Es geht um das Aufstellen und Sichtbarmachen von Beziehungen, die in Systemen wirken.

Dabei kann ein System eine Familie sein (Familienaufstellung) oder eine Organisation (Organisationsaufstellung), ein Mensch (Aufstellung innerer Persönlichkeitsanteile), eine Erkrankung (Symptomaufstellungen, Medikamentenaufstellung) oder eine Frage (Tetralemma-Aufstellungen). Es gibt Themenaufstellungen zu Geld, Orten und Glaubensfragen sowie Naturaufstellungen und vieles mehr.

Wir denken zumeist, es liegt an uns

Wenn uns belastende Gefühle bedrücken denken wir zumeist, die Schwierigkeiten liegen an uns. Wenn wir uns nur mehr anstrengen, wenn wir dies oder das anders machen würden, dann werden die Probleme schon zu ändern sein.

Doch so ist es oft nicht. Das, was hinter unserem Problem wirkt, ist oft unbewusst und entzieht sich unserer bewussten Kontrolle. Denn Probleme können systemisch bedingt sein. Systemisch bedingt heißt, es kann etwas aus dem System unbewusst auf dich wirken, was sich der eigenen Kontrolle entzieht. Meist ist es das Familiensystem.

So kann es z.B. sein, dass familiäre Bindungen verhindern, zielgerichtet und erfolgreich den eigenen Weg zu gehen. Ein Tabu in der Familie, ein fehlender Segen oder Werte, die nicht mit der Familiengeschichte übereinstimmen, können den Erfolg, das Glück und eine erfüllende Partnerschaft verhindern und Ursache von Krankheiten sein.

Schwere Schicksale in der Familie

Schwere Schicksale in der Familie, wie der Verlust der Heimat, eines Partners, eines Kindes oder von Geschwistern durch Krankheit, Unfall, Suizid, Mord oder Krieg, Adoptionen, Abtreibungen, Früh- und Fehlgeburten, schwere Behinderungen, Trennungen, schwere Schuld, Missbrauch und Gewalt können sich auf die anderen Familienmitglieder auswirken.

Sie können zu familiären, beruflichen oder gesundheitlichen Problemen führen bis hin zum Wunsch, selbst nicht mehr leben zu wollen. Und das auch, wenn wir diese Menschen nicht kennen und wenn sie vielleicht schon längere Zeit nicht mehr am Leben sind.

Wie lässt sich erklären, dass die Ereignisse vorangegangener Generationen und die Erlebnisse unserer Familienmitglieder auch noch nach langer Zeit auf uns wirken, auch dann, wenn wir nichts von diesen Ereignissen wissen?

Was ist eine Familienaufstellung?

Beim Familienstellen werden Mitglieder der Familie aufgestellt. Es ist oft nicht die ganze Familie, sondern es werden die Familienmitglieder ausgewählt und aufgestellt, die eine Lösung des Problems im Einklang mit den anderen Mitgliedern der Familie ermöglichen. Man kann seine Herkunftsfamilie und/oder seine Gegenwartsfamilie aufstellen.

Worauf basiert die Aufstellungsarbeit?

Wie der Name Aufstellung schon sagt, man stellt jemanden hin. Die Methode basiert auf der uns Menschen eingeborenen Fähigkeit, unsere Gefühle räumlich wahrzunehmen. Das heißt, wenn man jemanden mag, dann geht man nah zu ihm hin, umarmt ihn vielleicht sogar. Im Volksmund sagen wir: „Der/die steht mir nahe.“ Wenn man aber jemanden nicht mag, sagen wir, der soll weggehen, bleiben wo der Pfeffer wächst oder wir gehen selbst weg.

Und wenn wir vor jemandem Angst haben, dann weichen wir zurück. Das macht nicht unser Kopf, der da sagt: „Geh mal 5 Schritte zurück“, das macht unser Körper, es geschieht einfach. Und wenn wir mit jemandem nichts zu tun haben wollen, dann schauen wir weg, oder wir verkreuzen die Arme vor der Brust und drehen uns weg.

All diese Bewegungen sind uns nicht bewusst. Sie geschehen einfach spontan. Und das nutzt die Aufstellungsarbeit, um tiefe innere Bewegungen ans Licht zu bringen. Die uns oft nicht bewusst sind, die aber dennoch wirken.

Das ist die große Chance der Aufstellungsarbeit. Es kommt etwas ans Licht, was tief in unserem Inneren verborgen ist und was uns oft nicht bewusst ist. Und erst wenn es sichtbar ist wird es möglich, heilsame Schritte zu gehen. Die bisher unserem Verstand verschlossen waren.

Was geschieht ganz konkret?

Alle Teilnehmer sitzen auf Stühlen im Kreis. Der Stuhl neben mir ist für diejenige oder denjenigen frei, der als nächstes aufstellen wird. Im Raum ist Stille. Dann bitte ich eine Person neben mich. Ich frage sie nach ihrem Anliegen und nach besonderen Ereignissen in der Familie.

Dann bitte ich sie, sich für bestimmte Familienmitglieder Stellvertreter aus der Gruppe auszuwählen und diese im Raum aufzustellen. Die Teilnehmerin bzw. der Teilnehmer sucht sich dann z.B. eine Person für den Vater, eine für die Mutter, Personen stellvertretend für die Geschwister und eine Person für sich selbst und stellt diese im Raum auf.

Der Klient bleibt gesammelt. Er fasst die Personen an den Schultern und führt sie an einen Platz im Raum. Dabei geht er ganz nach seinem Gefühl, möglichst ohne viel zu denken. Er stellt sie einfach hin. Das ist schon alles.

Die Stellvertreter nehmen wahr, was sie fühlen. Ein Bild der Beziehungen entsteht. Es ist zumeist deutlich zu sehen und zu fühlen und berührt tief. Es gilt, zu sehen und anzuerkennen, was ist. Auch wenn es schmerzhaft ist. Erst durch dieses Sichtbarwerden ist über mehrere Zwischenschritte eine Lösung möglich.

Während in der Anamnese natürlich gesprochen wird, wenn es um das Anliegen und die Familiengeschichte geht, arbeite ich in den Aufstellungen vorwiegend im Schweigen, damit sich tiefe Seelenbewegungen vollziehen können. Denn die Seele hat keine Worte, sie hat innere Bilder.

Muss ich ein konkretes Anliegen haben?

Eine Aufstellung ohne ein Anliegen geht nicht! Es kann jedoch sein, dass du das Anliegen nicht genau erfassen und formulieren kannst, dass es sich im Laufe des Seminares ändert oder dass mehrere Anliegen sich überlagern. Das ist nicht selten so, es ist kein Problem und liegt in der Sache selbst begründet.

Verstrickungen oder Identifizierungen mit Familienmitgliedern ermöglichen manchmal keine eigene Klarheit. Der vorbereitende Fragebogen und das Anamnesegespräch unterstützen dich, dein Anliegen dann zur Aufstellung zu benennen.

Was können Anliegen sein?

Adoption, Abtreibungen, Angst, Beruf, Belastungen, Depressive Stimmungen, Eltern, Entscheidungen, Erfolg, Fehlgeburt, Geschwister, Kinder, Kinderwunsch, Krankheit, Krebs, Liebe, Missbrauch, Orientierung, Paarprobleme, Patchworkfamilien, Platz finden, Scheidung, Schuldgefühle, Sehnsucht, Sucht, Suizid, Todessehnsucht, Trauer, Trennung, Unfall, Verluste können Anliegen sein.

Es gibt so verschiedene Anliegen wie es Menschen gibt. Einengende Gefühle können sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext zu Kraftverlust oder gar zu Krankheit führen und uns an eine Grenze bringen, die wir bisher nicht überschreiten konnten.

Kann jedes Anliegen aufgestellt werden?

Die Anliegen der Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer sind sehr verschieden. Grundsätzlich kann jedes Anliegen, das nicht selbst gelöst werden kann, aufgestellt werden.

Wenn du dir nicht sicher bist, ob dein Anliegen für eine Familienaufstellung passend ist, dann hole dir hier gratis das eBook „7 Beweggründe für eine Familienaufstellung“.

Ich habe mehr als 5000 Aufstellungen miterlebt, doch keine Aufstellung war wie die andere. Jede Familie, jedes Schicksal und jede Lösung sind einmalig.

Was heißt Familienaufstellung in der Stille?

Im Laufe der Jahre hat das Familienstellen in seiner Methodik eine deutliche Wandlung erfahren. Das Familienstellen in seiner ursprünglichen Form arbeitet überwiegend mit Sätzen, die eine heilende und lösende Wirkung zeigen. In den Aufstellungen zeigte sich später immer klarer, dass sich im Familiensystem Seelenbewegungen vollziehen, die an den Bewegungen der Teilnehmer sichtbar werden.

Ich arbeite überwiegend mit Aufstellungen in der Stille. Wenn sowohl der Aufstellende, als auch der Klient und die Gruppe gesammelt sind, entsteht so ein Seelenbild der Familie und ihrer Bewegungen. Es wird ein für die Seele wirksames neues heilendes „Lösungsbild“ anstelle des alten Bildes gesetzt, das eine Lösung auf einer tiefen Ebene möglich werden lässt.

Besonders danke ich hier auch meinem Lehrer Harald Homberger, der mir tiefe heilsame Erfahrungen ermöglicht hat und mich gelehrt hat, die Tiefe von Aufstellungen im Schweigen zu erfahren und weitergeben zu können.

Wenn du noch Fragen hast, dann schreibe mir eine Mail oder vereinbare einen Telefontermin. Auf der Kontaktseite findest du die Möglichkeit dazu.

Ich wünsche dir alles Gute.
Renate

 

 


Impressum:
Text und Foto: Dr. Renate Wirth

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