Ankommen können

Gehen wir davon aus, dass es weder vor der Geburt noch während der Geburt noch in den ersten drei Lebensjahren einschränkende Traumata gab. Dann kann das Kind in seiner Seele vertrauensvoll bei der Mutter ankommen. Es fühlt sich willkommen, behütet und beschützt. Das ist wunderbar und ein großer Segen.

Ankommen können, sich gewollt, geliebt und angenommen fühlen ist ein Urwunsch von uns allen.

Nicht immer sind die Bedingungen für den Start ins Leben günstig. Schon vor der Geburt kann eine schwierige Beziehung und Lebenssituation der Eltern die Vorfreude auf das Kind trüben oder gar verhindern. Dann wird das Ankommen nicht freudevoll erlebt.

Oft höre ich den Satz „Ich war nicht gewollt.“ Das ist ein Satz, der Schmerzen und Narben in der Seele hinterlässt. Denn wir brauchen das Gefühl, in der Welt willkommen zu sein, um ein Grundvertrauen entwickeln zu können.

Wir Menschen brauchen als Neugeborene unbedingt andere Menschen. Wir können allein nicht überleben. Wir haben von Geburt an das innige Bedürfnis, enge intensive Gefühlsbeziehungen zu anderen Menschen herzustellen, um ein Grundvertrauen in die Welt zu entwickeln. Um uns geschützt und geborgen zu fühlen.

Vorsicht ist von Natur aus sinnvoll

Oft ist unsere Möglichkeit zu vertrauen von Kindheit an eingeschränkt oder geht uns im Laufe des Lebens verloren. Verletzungen, Enttäuschungen, Schicksalsschläge und Traumata in unserer Herkunftsfamilie und in unserem eigenen Leben haben unseren Glauben an das Leben verletzt. Wir haben eine Vorsicht entwickelt, die uns in schwierigen Lebenssituationen geholfen hat, uns zu orientieren und zu überleben.

Das Leben ist ständiger Wandel. Nichts bleibt wie es ist, wirklich gar nichts. Vorsicht und Umsicht sind deshalb wichtig für unser Überleben. Auch das fehlende Grundvertrauen und das Misstrauen sind ein Überlebensschutz und von Natur aus sinnvoll, sie schränken jedoch unser Leben stark ein.

Wir brauchen Inseln der Sicherheit und Geborgenheit, um nicht in Dauerspannung immer auf der Hut und auf der Suche nach einem sicheren Platz zu sein. Wir brauchen das Gefühl, dazuzugehören, angenommen zu sein, willkommen zu sein. Wir brauchen ein Grundvertrauen in diese Welt, aus dem heraus wir leben und wirken können.

Grundvertrauen heißt: Ich bin in der Welt willkommen

Wenn ein Kind von den Eltern gewünscht und gewollt ist und sich die Eltern und die dazugehörige Familie auf das Kind freut, dann ist eine gute Grundlage für ein Grundvertrauen gelegt. Sind die Bedingungen so gesegnet, dass die Mutter das Kind dann in ihrer tiefen Seele annehmen kann, dann ist eine wunderbare Basis für das Kind geschaffen.

Das Kind erfährt von Beginn seines Lebens an: Ich bin in der Welt willkommen.
In der Seele, im Zellbewusstsein und im Gehirn wird die Erfahrung abgespeichert, geborgen und sicher zu sein. Das ist ein großer Segen.

Doch immer wieder kommen Teilnehmer ins Seminar mit dem Anliegen, nicht wirklich ankommen zu können. Eine Familienaufstellung zeigt die Dynamiken, die in der Lebenssituation der Eltern wirken.

Wohin schaut der Vater? Wohin schaut die Mutter? Schauen die Eltern in ihrer Seele auf ihr Kind? Oder schauen sie auf ihre Herkunftsfamilien, auf verlorene Geschwister oder frühere Partner? Sehen sie das Kind überhaupt? Und wo ist der gute Platz für das Kind?

Ist es denn möglich, dieses innere Willkommen noch nachzuholen, wenn es damals nicht möglich war? So seltsam es klingen mag: Ja es ist möglich. Denn im tiefsten Inneren ist die Seele auf Heilung ausgerichtet. Sie möchte lieben dürfen und zugewandt sein.

Eine Teilnehmerin schreibt:

„Das Gefühl mich nicht anlehnen zu können und gleichzeitig viel Verantwortung für Andere zu tragen stand bei meiner Aufstellung im Mittelpunkt. Die Aufstellung zeigte, dass sowohl meine Mutter als auch mein Vater auf verstorbenen Familienmitgliedern schauten und mich nicht sehen konnten.

Meine Mutter war sehr mit ihrem ersten Kind verbunden, das sie in der Schwangerschaft verloren hatte und konnte nicht zu mir aufblicken.

Erst nachdem meine Mutter von ihrem verlorenen Kind Abschied nehmen konnte war es möglich, dass sie mich anschauen konnte. Über die Augen sind wir uns dann im tiefsten Inneren begegnet. Ihr Blick fiel direkt in mein Herz. Es tat so weh und war gleichzeitig so erlösend, endlich gesehen zu werden und ankommen zu können.

Und dieses Gefühl, einfach in ihren Armen liegen zu können und gehalten zu werden, das kann ich jetzt noch fühlen. Wie mein ganzer Körper weich wurde und ich einfach nur da sein durfte. Gewollt und gehalten.

Nach der Aufstellung hat es ein bisschen gedauert. Doch jetzt ist es viel schöner geworden zwischen uns. Und selbst in meiner jetzigen Familie hat sich die Aufstellung ausgewirkt. Ich bin viel mehr da. Und entspannter. Einfach ganz da.“

In einer Familienaufstellung zeigen sich die Dynamiken und Traumata, die bisher im Verborgenen gewirkt haben. Und erst wenn sie sich zeigen, können sie gelöst werden.

Dann wird aus Abneigung, Desinteresse, Gefühlsmangel, Angst und Unverständnis endlich ein sich gegenseitig Sehen können. Wenn das geschehen kann, dann verändert sich das Leben wesentlich. Dann können wir endlich da sein. Willkommen in dieser Welt.

Grundvertrauen heißt: Auf dieser Welt gibt es einen Platz für mich

Wenn wir die Familie aufstellen sehen wir oft, dass der Klient oder die Klientin zwar alle Familienmitglieder recht sicher an einen Platz im Raum stellen kann, aber keinen Platz für sich selbst findet.

Trotz Ausprobierens findet er keinen Platz, an dem er sich sicher fühlt. Das ist tragisch und schmerzhaft.

Es kann vielerlei Ursachen haben, wenn wir unseren Platz nicht finden. Manchmal ist es ein verlorenes Geschwisterkind, das früh verstorben ist oder durch eine Fehlgeburt oder eine Abtreibung nicht geboren wurde. Dann geschieht es, dass wir am falschen Platz in der Geschwisterreihe stehen. Das fühlt sich dann immer falsch an.

Auch wenn wir unbewusst der Mutter den Partner oder dem Vater die Partnerin ersetzen fühlt sich das falsch an. Das geschieht z.B., wenn einer der Eltern eine vorige Liebe verloren hat oder nach einer Trennung einer der Eltern den verlorenen Partner schmerzlich vermisst.

Auch wenn einer der Eltern dem anderen böse ist und unversöhnlich grollt kann das Kind unwissentlich den fehlenden Elternteil ersetzen. Das ist nicht nur eine Überforderung, sondern das Kind wird immer das Gefühl haben, nicht am rechten Platz zu sein.

Eine Teilnehmerin schreibt:

„Immer hatte ich das Gefühl, nicht zu wissen wohin ich gehöre. Als wäre ich aus Versehen in meine Familie hinein geboren wurden. Als wäre ich einfach in der falschen Familie gelandet. Ich habe mich nicht dazugehörig gefühlt. Und wirklich vertrauen, das war schwer. Eigentlich, wenn ich so zurück denke, war es gar nicht wirklich möglich.

In einer Aufstellung habe ich dann meine ganze Familie aufgestellt. Vater, Mutter, meine 3 Geschwister und mich. Erstaunt war ich, dass ich auch noch die ehemalige Verlobte meines Vaters auswählen sollte, mit der mein Vater vor meiner Mutter mehrere Jahre verlobt war.

Und dann geschah etwas für mich vollkommen faszinierendes: Als wir uns alle frei bewegen konnten stellten sich meine Geschwister zusammen, doch ich ging schnurstracks zur Verlobten meines Vaters an ihre Hand. So stand ich neben ihr, als wäre sie meine Mutter.

Mein Vater schaute weg weit in die Ferne. Es war, als wenn er niemanden von uns sieht.Er schaute wohl auf seine Erlebnisse im Krieg. Vielleicht auch in der Ferne auf seine Eltern, die unerreichbar waren. Ich hatte das Gefühl, als wäre er gar nicht wirklich da.

Meine Mutter schaute auf meinen Vater. Sie konnte uns Kinder dabei nicht sehen. Mich jedenfalls nicht, denn ich stand abseits an der Hand der Verlobten meines Vaters.

Dann sollte ich zu dieser Verlobten sagen: „Du bist nicht meine Mutter. Das da (ich zeigte auf meine Mutter) ist meine Mutter.“ Erstaunt lies die Verlobte meine Hand los. Meine Mutter schaute mich an und ich ging weinend zu ihr. Sie nahm mich in ihre Arme und hielt mich lange. Ich konnte kaum aufhören zu weinen. Endlich gehörte ich dazu.

Am Ende standen wir 4 Geschwister nebeneinander und die Eltern uns gegenüber. Zum ersten mal hatte ich das Gefühl, am richtigen Platz zu sein.

Es war kein glückliches Gefühl. Aber ich war so erleichtert. Es war eine große Last von mir gefallen.“

Viele Male habe ich in Aufstellungen gesehen, dass es möglich ist, auch jetzt noch den guten Platz in der Herkunftsfamilie zu finden und einzunehmen. Denn eine Familienaufstellung schenkt die Möglichkeit, dass der eigentliche gute Platz in der Herkunftsfamilie endlich sein darf.

Grundvertrauen heißt: Ich kann einfach da sein

Manchmal haben wir das Gefühl, nur dann anerkannt und gesehen zu werden, wenn wir viel oder etwas Besonderes leisten. Das ist nicht nur anstrengend, sondern erschöpft auf Dauer.

Es ermöglicht weder ein vertrauensvolles Grundgefühl noch ein gutes Selbstvertrauen. Denn immer steht der Zweifel im Raum. Ob das, was wir leisten auch genug ist und den Anforderungen der Anderen genügt?

Die Ursachen sind in den Familien sehr verscheiden. Oft liegen Kriegstraumata der Eltern oder Großeltern, Verlusttraumata, Flucht , Vertreibung oder Gewalterfahrungen zugrunde. Dann können die Eltern im tiefen Inneren einfach nicht auf das Kind schauen. Und das Kind hat dann das Gefühl, nur gesehen zu werden, wenn es etwas ganz Besonderes leistet.

Eine Familienaufstellung zeigt diese Ursachen auf und ermöglicht heilsame Lösungen.
Dann können wir darauf vertrauen können, dass es gut und genug ist, einfach da zu sein. Mit allem, was wir mitgebracht haben auf diese Welt. Mit unseren Talenten und Gaben, mit unserem ganz ureigenen Wesen. Dass wir so einfach da sein dürfen wie wir sind.

Verstrickungen und Traumata deiner Familiengeschichte lösen

Wenn du schon vieles ausprobiert hast und dich dennoch immer wieder belastende Gefühle bedrücken oder einengende Muster einschränken, dann ist es ein guter Weg, eine Familienaufstellung zu machen.

Mach eine Familienaufstellung, damit sich verborgene Dynamiken zeigen und lösen können, die dein Denken bisher nicht erfassen konnte. Dann wirst du frei für neue Schritte. Und die Fähigkeit, ein Risiko einzugehen und neu zu vertrauen entsteht dann viel, viel leichter.

Falls du dir noch nicht sicher bist, ob eine Familienaufstellung für dich der passende Weg ist, dann klicke hole dir kostenlos das E-Book „7 Beweggründe für eine Familienaufstellung“.

Eine große Chance der Familienaufstellung ist es, den in den ersten Lebenszeit geprägte Bindung noch nachträglich zu verändern. Dass das möglich ist sehe ich immer und immer wieder.

Wenn sich durch eine Familienaufstellung in der Mutter-Kind- Beziehung etwas zu Guten vollzieht, dann kann sich auch noch nach vielen Jahren innerer Anspannung und Ablehnung noch ein freundliches, entspanntes und auch liebevolles, manchmal sogar ein inniges Verhältnis zur Mutter entwickeln.

Bist du dann doch gewollt?

So seltsam es klingt, denn die Geburt liegt ja nun schon Jahrzehnte zurück: es wird oft noch nach so vielen Jahren möglich, dass die Eltern in der Aufstellung liebevoll auf das Kind schauen können. Die Aufstellung wirkt in einer Dimension, in der Zeit und Raum aufgehoben sind.

Das kann jeder anzweifeln. Es klingt ja auch wirklich seltsam. Aber was zählt ist das Leben nach der Aufstellung. Was hat sich dann verändert? Kannst du deiner Mutter in die Augen schauen? Kann deine Mutter dich sehen? Ist es leichter oder gar leicht geworden zwischen euch?

Und hast du das Gefühl, angekommen zu sein? In deiner Familie? Vielleicht auch im Beruf? Oder in deiner Partnerschaft? Probier es einfach aus. Du kannst nur deine eigenen Erfahrungen machen. Nur das zählt.

Was kannst du noch tun, um ein Grundvertrauen neu zu entwickeln?

Schau, ob du nicht doch schon so ein grundlegendes Vertrauen hat, was dir ganz selbstverständlich ist, z.B. in die Rhythmen des Natur.

Wenn du nicht gerade nördlich des nördlichen Wendekreis wohnst, so wirst du sicher darauf vertrauen, dass am Morgen die Sonne aufgeht, dass nach dem Winter der Frühling kommt, dass die kahlen Bäume im Frühling wieder Blätter bekommen, dass nach dem Regen wieder sonnige Zeiten kommen. Und du kannst darauf vertrauen, dass dein nächster Atemzug kommt und dass dein Herz von allein schlägt.

Du kannst deinen eigenen Gefühlen neu vertrauen lernen. Du kannst neue Erfahrungen zulassen, auf Schuldzuweisungen und Groll verzichten, die Verantwortung für dich selbst übernehmen.

Du kannst schauen, wie du dein Selbstvertrauen entwickeln kannst. Selbstvertrauen schafft ein Grundvertrauen. Wenn du etwas tun möchtest für dein Selbstvertrauen, dann hole dir hier kostenlos die pdf „Kraftquellen für mehr Selbstvertrauen“. Klicke einfach hier, ich sende dir dann sofort die Anleitung zu.

Zweimal im Jahr leite ich ein Themenseminar Vertrauen am Benediktushof in Holzkirchen. Der Benediktushof ist ein ganz besonderer Ort der Stille. Im Seminar arbeiten wir mit Familien- und Traumaaufstellungen, Körperarbeit, Gespräch und Meditation. Das Sitzen in der Stille unterstützt uns, uns zu zentrieren und aus unserer inneren Mitte heraus zu handeln.


Oder mach eine Familienaufstellung und komm in ein Aufstellungsseminar. Wenn du nicht sicher bist, ob für dich eine Familienaufstellung der nächste gute Schritt ist, dann klicke hier, ich sende dir dann sofort kostenlos das E-Book „5 Schritte zu mehr innerer Freiheit“ zu.

Ich wünsche dir immer wieder wunderbare Momente des Vertrauens. In das Leben, in andere Menschen, in größere Kräfte und ganz und vor allem in dich selbst. Und das Gefühl, gewollt und gewünscht, am richtigen Platz und willkommen zu sein.

Herzlichst
Renate

 

 


Impressum:
Text und Foto: Dr. Renate Wirth

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